Allzeit gute Fahrt
Am ersten März beginnt wieder die Zweiradsaison. Für die anderen, nicht für mich, denn ich fahre auch im Winter. Wenn der Frühling kommt, steigen nicht nur die Säfte in den Bäumen, sondern auch die Hormone in uns Menschen und für manche von uns wird das zu einer tödlichen Gefahr. Ich erinnere mich, wie ich am 19. Juni 2010 auf der A24 unterwegs war. Für einige Sekunden zeigte der Tacho auf meiner ZZR 1400 dreihundert Kilometer pro Stunde. Es war morgens um 6:03. Hätte in diesem Moment auch nur das winzigste Teil an der Maschine versagt, wäre ich dort gestorben.
Die Erinnerung an diese Sekunden wird mir ein Leben lang bleiben. Es war nicht die Geschwindigkeit, es war auch kein Rausch. Es war etwas, das ich eher als spirituelle Erfahrung bezeichnen würde, das kommt dem noch am nächsten. Und ich werde sie niemals wiederholen.
Auch wenn es sich metaphysisch anhört – wenn du einer solchen Maschine, mit all ihrer ungeheuren Kraft, deinen Willen aufzwingen willst, wird sie dich irgendwann umbringen. Ich bin seit 41 Jahren Biker, und für mich hat jede Maschine so etwas wie eine Seele. Sie steckt im Fahrtwind, im Brummen des Motors, in jedem Nicken, mit dem sie willig die Unebenheiten schluckt und in vielen anderen Kleinigkeiten. Du kannst sie fühlen. Wenn du es willst.
Es geht nicht darum, die Maschine zu beherrschen, sondern dich selbst. Wenn du das verstanden hast, bist du ein Biker. Wenn nicht, ein Todeskandidat.
Gute Fahrt euch allen!